Ottos Weblog Januar 2005

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Tuesday, January 04, 2005

Es ist das Ausmaß der Katastrophe vom 2. Weihnachtstag des Jahres 2004, das mich stumm hat werden lassen. Wie will man auch ein Ereignis, das letztendlich mit Sicherheit mehr Tote als der Atombombenabwurf auf Hiroshima fordern wird, auch rational kommentieren. Andererseits darf dieses nicht von Menschenhand gemachte Unglück nicht davon ablenken, daß seit Kriegsbeginn mehr als 100.000 Zivilisten im Irak ums Leben gekommen sind und daß die jetzt angelaufene Hilfe für die zwölf von dem Tsunami betroffenen Staaten anderswo (vor allem in Afrika) fehlen wird.

Ferner weist George Monbiot heute im GUARDIAN darauf hin, daß die von Staaten wie den USA und Großbritannien geleistete Hilfe natürlich nur ein Bruchteil der Gelder darstellt, die gleichzeitig für die Kriegsführung ausgegeben werden:

"The US government has so far pledged $350m to the victims of the tsunami, and the UK government £50m ($96m). The US has spent $148 billion on the Iraq war and the UK £6bn ($11.5bn). The war has been running for 656 days. This means that the money pledged for the tsunami disaster by the United States is the equivalent of one and a half day’s spending in Iraq. The money the UK has given equates to five and a half days of our involvement in the war. It looks still worse when you compare the cost of the war to the total foreign aid budget. The UK has spent almost twice as much on creating suffering in Iraq as it spends annually on relieving it elsewhere. The United States gives just over $16bn in foreign aid: less than one ninth of the money it has burnt so far in Iraq. (…) While they spend the money we gave them to relieve suffering on slaughtering the poor, the world must rely for disaster relief on the homeless man emptying his pockets. If our leaders were as generous in helping people as they are in killing them, no one would ever go hungry." The Victims of the Tsunami Pay the Price of War on Iraq. US and British Aid is Dwarfed by the Billions both Spend on Slaughter
Vor allem der letzte Satz ist bemerkenswert: wären unsere Führer genauso großzügig, wenn es darum geht, Menschen zu helfen, wie sie es sind, wenn es darum geht, Menschen zu töten, müßte kein Mensch jemals hungern.

Wednesday, January 05, 2005

Während sich Deutschlands Schröder den dauerhaften Sitz im Weltsicherheitsrat anscheinend mit vorgeblicher Großzügigkeit erkaufen will (oder geht es darum, schon zu Beginn des Jahres klar zu machen, warum wir die Maastricht–Kriterien auch in diesem Jahr auf keinen Fall einhalten können), streiten sich die Amerikaner darüber, ob sie nun geizig sind (wie von dem norwegischen UN–Koordinator Jan Egeland angeblich angedeutet worden ist) oder nicht — wie Präsident Bush behauptet. "Land der Pfennigfuchser" nennt Nicholas D. Kristof sein Land denn auch in seinem heutigen Kommentar in der NEW YORK TIMES, den auch der SPIEGEL im englischen Original übernommen hat.

"(…) the tsunami illustrates the problem: When grieving victims intrude onto our TV screens, we dig into our pockets and provide the massive, heartwarming response that we’re now displaying in Asia; the rest of the time, we’re tightwads who turn away as people die in far greater numbers.
The 150,000 or so fatalities from the tsunami are well within the margin of error for estimates of the number of deaths every year from malaria. Probably two million people die annually of malaria, most of them children and most in Africa, or maybe it’s three million — we don’t even know.
But the bottom line is that this month and every month, more people will die of malaria (165,000 or more) and AIDS (240,000) than died in the tsunamis, and almost as many will die because of diarrhea ( 140,000).
And that’s where we’re stingy." — Land of Penny Pinchers
Kristof Rechenkünste mögen grausam oder zynisch erscheinen, aber es bleiben Fakten, wenn er sagt, daß die Anzahl der Tsunami–Opfer innerhalb der Fehlerquote für die offiziellen Angaben zu den jährlichen Opfern der Malaria liegt. Wahrscheinlich sind es die von den Politikern vergossenen Krokodilstränen, die mich auch an Schröders Auftreten stören. Wo sie es werbewirksam für ihre eigenen Zwecke einsetzen, zeigen Politiker Mitgefühl, während da, wo es argumentativ unangenehm werden könnte, auf Sachzwänge verwiesen wird, wenn den Menschen Ungerechtigkeiten zugemutet werden. Aber mit Flutopfern kennt sich der Schröder ja aus. Gerade hat die Regierung Schröder 500 Millionen Euro an langfristiger Wiederaufbauhilfe zugesagt. Damit steht Deutschland an der Spitze der internationalen Hilfe — so es denn je dazu kommt, daß diese Gelder auch wirklich in der zugesagten Höhe fließen. Was mich wirklich wundert, ist, daß die reichen Länder jetzt mit einem Mal auf die Schnelle so viel Lobi locker machen können, wo sie sich doch sonst so knitterig anstellen.

Thursday, January 06, 2005

Wenn man einmal von der Tsunami–Katastrophe absieht, die absoluten Vorrang bei allen Nachrichten und Kommentaren genießt, so gab es in der vergangenen Tagen einige Diskussionen darüber, ob es klug oder angesichts der anhaltenden Gewalt überhaupt möglich ist, die für den 30. Januar geplanten Parlamentswahlen im Irak abzuhalten. Gestern haben Präsident Bush und der irakische Übergangs–Premierminister nochmals bekräftigt, daß sie willens sind, die Wahlen gegen alle Widerstände und Terrordrohungen abzuhalten — schon um sich nicht der Gewalt zu beugen. In dieser Woche haben sich die Aufständischen ganz auf die neuen Sicherheitskräfte im Irak konzentriert, um deutlich zu machen, daß niemand vor ihnen sicher ist. Sowohl der Gouverneur von Bagdad als auch der Polizeichef des wichtigen Stadtteils Sadr City wurden erschossen. Es wird mit Sicherheit schwierig werden, willige und geeignete Nachfolger zu finden und es definitiv kein Job, um den ich mich bewerben würde.

Das Ziel der Koalition aus Al Kaida und baathistischen Sunniten ist klar; sie wollen unbedingt verhindern, daß diese Wahlen in einem arabischen Land stattfinden, um das Scheitern der amerikanischen Politik zu dokumentieren. Das kann Bush natürlich nicht zulassen.

Thomas Friedman, Kriegsbefürworter und einer der Star–Kommentatoren der NEW YORK TIMES, widmet sich heute dieser Frage unter der Überschrift: "Das Land, das wir bekommen haben" — gemeint ist der Irak. Friedman plädiert dafür, die Wahlen unbedingt durchzu führen, damit — ja, und da kommt man schon etwas ins Stocken — damit ein reeller Bürgerkrieg stattfinden kann. Wörtlich:

"We have to have a proper election in Iraq so we can have a proper civil war there."
Aber, so fügt er an: "Let me explain" — und er erklärt uns, daß keiner der Staaten im Nahen und Mittleren Osten auf einen von den Einwohnern ihrer Staatsgebiete freiwillig geschlossenen Staatsvertrag gegründet ist. Sie sind, so zitiert Friedman Andere: "Stämme mit Flaggen" — nicht wirklich Staaten im westlichen Sinne. Der Libanon, Syrien, der Iraq und Saudi Arabien sind nach Friedmans Ansicht Länder, die nur darauf warten, daß in ihnen Bürgerkriege ausbrechen und wo die eiserne Faust eines überlegenen Stammes genau dies verhindert.

Und Friedman, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, daß er für den Sturz Saddam Husseins war, vergleicht diese Handlung heute mit dem Öffnen einer Champagnerflasche, die man zuvor geschüttelt hat. Indem man den Tyrannen gestürzt habe, sei das Land nicht befreit (dieses westliche Bild hält er für den Irak und wahrscheinlich für den Mittleren Osten überhaupt für unangemessen), sondern der Bürgerkrieg ermöglicht worden, den Husseins eiserne Faust 23 Jahre lang verhindert hatte. Im Gegensatz zu Osteuropa, wo es jeweils demokratische Mehrheiten in den Bevölkerungen gab, die nur auf die Demokratie gewartet hätten, so Friedman, müsse diese "democratic majority" im Irak erst geschaffen werden. Der heutige Bürgerkrieg ist nicht der von den USA erstrebte Bürgerkrieg, und darin liegt für Friedman die Bedeutung der Wahl und der Grund dafür, daß die Aufständischen diese unbedingt verhindern wollen. Ein von einer legitim gewählten irakischen Regierung geführter Kampf gegen die Aufständischen würde den Radikalen ihre Legitimität entziehen, die sie daraus beziehen, daß sie gegen die ausländischen Besatzungstruppen vorgehen. Daher macht Sinn, daß sie die vorhandenen offiziellen irakischen Sicherheitsstrukturen angreifen, deren Angehörige man von einem bestimmten Standpunkt aus derzeit noch als Kollaborateure ansehen kann. Nach dem 30. Januar wahrscheinlich aber nicht mehr und der Terror wird daher bis zum Wahltermin auch noch zunehmen.

Friedman räumt ein, daß der Westen den Irak niemals wirklich "befreien" konnte — womit eine der letzten Begründungen für den Krieg fällt — aber sei’s drum. Nach seiner Ansicht sind es die Iraker selbst, die Schiiten, Sunniten and Kurden, die einen "Gesellschaftvertrag" abschließen und diesen dann anschließend dann auch verteidigen müssen:

"In short, we need these elections in Iraq to see if there really is a self–governing community there ready, and willing, to liberate itself — both from Iraq’s old regime and from us. The answer to this question is not self–evident. This was always a shot in the dark — but one that I would argue was morally and strategically worth trying."
Nun gut, das ist seine Ansicht. Aber, wo ich finde, daß er recht hat, ist:
"Because if it is impossible for the peoples of even one Arab state to voluntarily organize themselves around a social contract for democratic life, then we are looking at dictators and kings ruling this region as far as the eye can see. And that will guarantee that this region will be a cauldron of oil–financed pathologies and terrorism for the rest of our lives."
Es ist in der Tat eine schreckliche Vorstellung, daß es so sein könnte und wir uns damit abfinden müßten, daß gewisse Länder nur diktatorisch regiert werden können, weil sich die auf dem jeweiligen Staatsgebiet lebenden Stämme untereinander nicht über das Miteinander einigen können.

Ein wenig Kritik hat Friedman dann am Schluß auch noch für die Bush–Regierung:

"What is inexcusable is thinking that such an experiment would be easy, that it could be done on the cheap, that it could be done with any old army and any old coalition and any old fiscal policy and any old energy policy. That is the foolishness of George W. Bush, Dick Cheney and Donald Rumsfeld. My foolishness was thinking they could never be so foolish." — The Country We’ve Got
Dazu ist zu sagen, daß es wohl so ist, daß Bush und Rumsfeld zwar stets darauf hingewiesen haben, wie schwierig und lange der "Krieg gegen den Terror" sein würde (denn als Teil dieses Krieges wollen sie den Irakkrieg verstehen), daß sie es aber wohl versäumt haben, das Abenteuer hinreichend vorzubereiten und vernünftig zu planen und darauf zielt Friedmans Kritik. Aber ich finde seine Kritik nicht konsistent. Was hat ihn vor dem Krieg dazu bewogen, anzunehmen, daß es bei dieser Mannschaft anders sein würde.

Auch sein Fazit ist nicht schlecht und enthält zwei bemerkenswerte binäre Oppositionen: wird die aus den Wahlen unzweifelhaft hervorgehende schiitische Mehrheit eine tolerante und "einschließende" oder eine intolerante und "ausschließende" Mehrheit sein und wird die sunnitische Minderheit eine rebellische und separatistische oder eine loyale und teilnehmende Minderheit sein? Und Wahlen sind nun einmal der einzige Weg, dies herauszufinden. Dem ist kaum zu widersprechen. Was aber wird sein und wie wird die internationale Gemeinschaft reagieren, wenn eine intolerante Mehrheit auf eine separatistische Minderheit stößt? Wie lange soll dieser Bürgerkrieg dauern?

Saturday, January 22, 2005

Die zweite Amtseinführung von George W. Bush ist ohne Probleme verlaufen, der Präsident hat auf allen Bällen getanzt, der Welt den Longhorn–Gruß gezeigt und kann sich nun in aller Ruhe den anstehenden Problemen widmen. Texas regiert die Welt. Kritik allenthalben. Einerseits war seine Rede schwach und relativ nichtssagend, voller Floskeln und Selbstverständlichkeiten, wie Politikerreden nun einmal oft sind, andererseits scheint vielen die große Anzahl der prächtigen Parties, die es gegeben hat, angesichts des Krieges im Irak unangemessen zu sein. Die vierzig Millionen Dollar, die der Spaß gekostet hat, hätte man, so die VANITY FAIR –Redakteurin Judy Bachrach, auch besser verwenden können. Das führte in den rechtslastigen, Bush–treuen FOXNEWS zu einem kleinen Skandal, weil man von Miss Bachrach keine politischen Aussagen erwartet hatte, vor allem keine so kritischen:

Bachrach: May I say something? We have soldiers who are incapable of protecting themselves in their Humvees in Iraq. They have to use bits of scrap metal in order to make their Humvees secure. Their Humvees are sitting ducks for bombs. And we have a president who’s using 40 million dollars to have a party. That’s a start.
Quinn: Judy, what would you suggest for the inauguration? How would you do it?
Bachrach: How about a modest party, just like FDR. I’m sure you’ll agree he was a pretty good president, with a fine sense of what’s appropriate and what’s not. And during a time of war, ten parties are not appropriate. When your own soldiers are sitting ducks, in very, very bad vehicles.
Quinn: Don’t you think that the president has given his proper respect to our troops? I mean, yesterday, as far as I can tell —
Bachrach: Respect means keeping them secure.
Der SPIEGEL hat knapp eine Stunde gebraucht, um auf eine E–Mail von mir mit einem Hinweis auf den Vorgang zu reagieren und eine Übersetzung ins Netz zu stellen:
Ich habe festgestellt: Je schlechter ein Krieg verläuft, desto größer wird die Party zur Amtseinführung gefeiert. Als Franklin Delano Roosevelt in Kriegszeiten als Präsident eingeschworen wurde, gab er eine sehr bescheidene Party, bei der Hühnchensalat serviert wurde — und damals waren wir dabei, einen Krieg zu gewinnen. (…) Wir haben Soldaten, denen es nicht gelingt, sich in ihren Humvee-Fahrzeugen zu schützen (die nur teilweise gepanzert sind, Anmerkung der Red.). Sie müssen sich Altmetall-Teile besorgen, um ihre Fahrzeuge zu panzern. Die Fahrzeuge sind den Bomben schutzlos ausgeliefert. Und wir haben einen Präsidenten, der 40 Millionen Dollar ausgibt, um eine Party zu feiern: — EKLAT IM US-TV "Je schlechter der Krieg, desto größer die Party"

Monday, January 24, 2005

Eigentlich fällt es mir schwer zu glauben, daß wesentliche Teile der US–amerikanischen Bevölkerung große Lust verspüren, ihrem wiedergewählten Commander–in–Chief nach dem Desaster des Irakkrieges so bald in ein zweites Abenteuer gegen das Mullahregime im Iran ins Feld zu folgen. Und so viel Zeit bedeuten vier Jahre nicht, wenn man einen weltweiten Krieg gegen den Terror gewinnen will. Da George W. dann nicht wiedergewählt werden kann, wird wohl entweder Jeb Bush, derzeit Gouverneur von Florida, oder einer der Neffen antreten, um die Dynastie im Rennen zu halten. Jeb Bush hat schon dementiert, daß er Präsident werden wolle, also müssen wir wohl damit rechnen müssen, daß er es macht.

Morgen wird Condolezza Rice als erste schwarze Frau amerikanische Außenministerin, und das in einer erzkonservativen Regierung. Sie folgt dem ebenfalls farbigen, weltweit hoch angesehenen Colin Powell in das Amt, dem ich seine Loyalität zu dieser Regierung nie ganz abgenommen habe. Während der UN–Hearings, wo er die angeblichen "Beweise" gegen den Irak präsentierte, konnte ich ihm sein Unbehagen ansehen, etwas vertreten zu müssen, an das er nicht glaubte. Aber daß das Ende der Rassentrennung in den USA scheinbar erreicht worden ist, ist nicht das Problem und vor allem eine Illusion angesichts der Realität des überwiegenden Teils der farbigen Bevölkerung. Es sind ja gerade die Unterschichten, die als GIs den Blutzoll im Irak bezahlen.

Es ist völlig unstrittig, daß es in unser aller Interesse ist, daß die Wahlen am 30. Januar stattfinden und hoffentlich eine einigermassen stabile Regierung zustande bringen, die in der Lage ist, eine konsensfähige irakische Verfassung zu erarbeiten. Nur unter dieser Prämisse kann überhaupt daran gedacht werden, die fremden Truppen abzuziehen, ohne das Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen.

Was aber, und darüber diskutieren nicht wenige, sollte geschehen, wenn der Prozeß om Irak erfolgreicher verläuft, als es selbst optimistische Beobachter zur Zeit erwarten? Erwartet uns dann das nächste Ziel, werden sich die US-Truppen im Persischen Golf dann dem Iran zuwenden und die Verhandlungen, die von der Europäischen Union mit der iranischen Regierung über die Stillegung des Nuklearprogramms geführt werden, ebenso gewaltsam beenden wie ehedem die Waffeninspektionen der UNO im Irak? Im Moment sieht es so aus, daß die Europäer die diplomatische Karte spielen, während die USA die Muskeln spielen lassen, also eine neue Version von Guter Bulle–Böser Bulle. Der in den USA sehr bekannte Journalist Seymour Hersh hat am 17. Januar einen Artikel im NEW YORKER –Magazin veröffentlicht, der sich mit den zukünftigen Plänen befaßt und der vom Pentagon recht harsch gerügt wurde, so daß man davon ausgehen kann, daß etwas daran ist, sondern hätte man von offizieller Seite gar nicht reagiert. Es geht darum um viele, zumeist geheime Operationen, von CIA und Pentagon geplant, die einen größeren Krieg, der im eigenen wohl ebenso unpopulär wie in Europa oder Asien wäre, unnötig machen würde, aber Hersh hat einige wirklich beunruhigende Aussagen zusammengetragen:

"This is a war against terrorism, and Iraq is just one campaign. The Bush Administration is looking at this as a huge war zone," the former high–level intelligence official told me. "Next, we’re going to have the Iranian campaign. We’ve declared war and the bad guys, wherever they are, are the enemy. This is the last hurrah—we’ve got four years, and want to come out of this saying we won the war on terrorism." — The Coming Wars
Wenn es denn aber doch so ablaufen soll wie gegen den Irak, hat diese Regierung nicht viel Zeit, um die Sache zu Laufen zu bringen. Spätestens 2006 muß der Waffengang erfolgen, wenn er der Republikanischen Partei einen neuerlichen Wahlsieg einbringen soll, indem pünktlich 2008 auch das Mullahregime gefallen ist.

Hersh weist in einem Interview darauf hin, daß die Verhandlungen der Europäer in einer Sackgasse verlaufen werden, solange die Amerikaner sich weigern, an ihnen teilzunehmen, denn die EU hat nicht wirklich etwas zu bieten — vor allem nicht in Form von Sicherheitsgarantien — um den Iranern ihr militärisches Nuklearprogramm erfolgreich auszureden oder abzukaufen, solange die Amerikaner mit Drohgebärden im Hintergrund stehen. Er befürchtet, daß es der US–Regierung gar nicht um ernsthafte Verhandlungen geht und daß am Ende wieder ein unilaterales Handeln der USA oder Israels steht:

The United States has not joined in those talks, absolutely has nothing to do with them. In the article, I quoted senior Western diplomats — everyone’s so nervous about being quoted about anything these days with this administration — anyway, a senior European diplomat said to me, we’re in a lose–lose position, because as long as America doesn’t join in these negotiations we really don’t have the leverage. What kind of a commitment can we make for Iran’s security if America stays out of it? And as long as they don’t join in, we’re eventually going to have to go to the United Nations for sanctions because we can’t do it through diplomacy to stop them, and at that point, everybody understands that Russia and China will probably veto it, and then the Bush administration can claim, ‘Aha! The U.N. is not working again,’ which is analogous to what happened in 2003 when we went into Iraq. We didn’t give the negotiations there a chance to work. So, if you really are interested in negotiations, it’s simple. Start talking to Iran. — Iran: The Next Strategic Target – By Amy Goodman, Democracy Now!. January 19, 2005.
Das jedoch, darauf Hersch selbst in seinem Artikel hin, wird von den Falken in Washington jetzt schon als eine Art Vorab–Ausrede für den Fall angesehen, daß die Verhandlungen der EU mit Teheran scheitern, weshalb man der EU empfiehlt, durchaus in die Verhandlungen einfließen zu lassen, das die militärische Option nicht vom Tisch sei. Derselbe Iranexperte, auf den sich Hersh beruft, verweist denn auch auf die israelische Karte in dem Spiel. Die Israelis haben ein mehr als vitales Interesse daran, kein moslemisches Land mit Atomwaffen zuzulassen, und sie haben auch viel mehr Erfahrung im Ausführen verdeckter Operationen. Es müssen ja keine amerikanischen Piloten in den F–16 sitzen, die die irakischen Reaktoren bombardieren:
Shahram Chubin, an Iranian scholar who is the director of research at the Geneva Centre for Security Policy, told me, "It’s a fantasy to think that there’s a good American or Israeli military option in Iran." He went on, "The Israeli view is that this is an international problem. ‘You do it,’ they say to the West. ‘Otherwise, our Air Force will take care of it.’" In 1981, the Israeli Air Force destroyed Iraq’s Osirak reactor, setting its nuclear program back several years. But the situation now is both more complex and more dangerous, Chubin said. The Osirak bombing "drove the Iranian nuclear–weapons program underground, to hardened, dispersed sites," he said. "You can’t be sure after an attack that you’ll get away with it. The U.S. and Israel would not be certain whether all the sites had been hit, or how quickly they’d be rebuilt. Meanwhile, they’d be waiting for an Iranian counter–attack that could be military or terrorist or diplomatic. Iran has long’range missiles and ties to Hezbollah, which has drones—you can’t begin to think of what they’d do in response." — The Coming Wars
Ja, man mag sich in der Tat gar nicht ausmahlen, wie die Reaktion ausfallen könnte, falls die Iraner bereits Mittelstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen haben oder nukleare Gefechtsfeldwaffen an radikale Palästinenser liefern.

Saturday, January 29, 2005

Am Vortag der irakischen Wahlen hält die Welt gewissermassen den Atem an. Viele befürchten, daß Terroristen die Gelegenheit beim Schopfe greifen werden, der arabischen Welt zu demonstrieren, wie wenig die Besatzungstruppen und irakischen Sicherheitskräfte die Situation im Griff haben. Viele kritisieren die Wahlen als undemokratisch, weil der sunnitische Bevölkerungsteil wohl nicht teilnehmen wird, wobei es höchst fraglich ist, ob die Menschen die Wahlen wirklich ablehnen oder schlicht aus Angst um ihr Leben nicht wählen gehen werden. Der Demokratie, so heißt es vielfach, werde mit diesen Wahlen kein Gefallen getan, sie werde in der arabischen Welt durch das Vorgehen der Amerikaner und der Übergangsregierung nachhaltig diskreditiert. Und während viele Exiliraker gestern bereits gewählt haben, gibt es andere, die sich öffentlich äußern und kundtun, warum sie nicht gewählt haben: Arabs Say Iraq Vote Gives Democracy a Bad Name – by Tom Perry, Friday, January 28, 2005, Reuters. Die schiitische Bevölkerungsmehrheit von gut 60 Prozent wird das neue Parlament zweifellos dominieren und die Sunniten, die unter Saddam Hussein das Sagen hatten, werden sich daran gewöhnen müssen, daß in einer Demokratie die Mehrheit über die Ausgestaltung des Sozialvertrages bestimmt. Viel wichtiger als die Minderheitenfrage ist jedoch die Tatsache, daß nur ein gewähltes irakisches Parlament eine Regierung hervorbringen kann, die in den wichtigen Länder der arabischen Welt eine gewisse Legitimation hat und vor allem den Abzug der Besatzungstruppen zustande bringen kann:

Die britische Zeitung THE INDEPENDENT kommt zu folgendem Ergebnis: "Der Irak-Krieg war ein schrecklicher Fehler und eine katastrophale Fehleinschätzung, für die die politisch Verantwortlichen in den USA und Großbritannien noch immer Rechenschaft ablegen müssen. Wie sehr die Iraker unter Saddam Hussein auch gelitten haben mögen: Man kann nicht sagen, dass ich ihre Lebensumstände inzwischen gebessert haben. Und natürlich ist eine Wahl in inem besetzten Land, bei der die Wähler um ihr Leben fürchten müssen, nicht frei und fair. Aber sie ist wenigstens eine Wahl. Deren Glaubwürdigkeit wird sich an der Zahl der Wähler und Regionen bemessen, die sich beteiligen. Je mehr Iraker ihre Entschlossenheit zeigen, das Schicksal des Landes selbst in die Hand zu nehmen, desto eher wird die Besatzung enden" DLF–Presseschau

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