Thomas Pynchon — Against The Day

Chapter by Chapter Scene Guide

1. The Light Over the Ranges — Chapter 2 (10–20)

Chapter 1Chapter 3

Der Flug über Chicago

Um das Gelände der Weltausstellung zu erreichen, muss die Inconvenience große Teile der Stadt Chicago überfliegen, "The Great Bovine City of the World" (10). Dabei können sich die "Chums" nicht vor den Ausdünstungen schützen und nehmen das riesige Schlachthaus auf eine Art und Weise wahr, wie sie wohl nur wenigen Menschen zuteil geworden ist:

As they came in low over the Stockyards, the smell found them, the smell and the uproar of flesh learning its mortality (…). From this height it was as if the Chums, who, out on adventures past, had often witnessed the vast herds of cattle adrift in ever–changing cloudlike patterns across the Western plains, here saw that unshaped freedom being rationalized into movements only in straight lines and at right angles and a progressive reduction of choices, until the final turn through the final gate that led to the killing–floor.
(ATD 10,1–21)

Die Rationalisierung des Todes als Ergebnis der Verbreitung des puritanischen Weltbildes war bereits in "Die Enden der Parabel" Pynchons Thema. Dort wird die Behauptung aufgestellt, dass das christliche Europa "schon immer Tod bedeutet" hat, "Tod und Verdrängung" (497), weshalb es nur logisch ist, dass die Hereros, vor die Alternative gestellt, den Stammestod dem christlichen Tod vorziehen, der für sie keinen Sinn macht:

It was a simple choice for the Hereros, between two kinds of death: tribal death, or Christian death. Tribal death made sense. Christian death made no sense at all.
("Gravity’s Rainbow," Episode 32, p. 318)

Die überwiegend katholischen Arbeiter der Schlachthöfe, die das Luftschiff wahrnehmen, erwarten von einem irgendwie gearteten Besuch aus dem Himmel auch nicht notwendigerweise etwas Gutes, womit wir wieder bei Pynchons Rilke’schen Engeln, die Racheengel und keine Schutzengel sind, angelangt wären, "imagining a detachment of not necessarily helpful angels" (ATD 10,11–12). Wie sagt Rilke doch gleich in der ersten Duineser Elegie: "Ein jeder Engel ist schrecklich."

Die Herkunft der "Chums of Chance" und die dunkle Bedrohung

Das Kapitel endet damit, dass die "Chums" von der Besatzung eines anderen Luftschiffes ihrer Organisation über eine dunkle, kaum näher zu bestimmende Bedrohung informiert werden, während wir, die Leser, etwas über den Hintergrund der "Chums of Chance" erfahren, die "Garçons de ’71," die während der deutschen Belagerung von Paris 1870/71 mit ihren Ballons die deutschen Linien überflogen und Post und Passagiere befördert und, als der aktuelle Krieg vorbei war, das "outfit" (ATD 19) für die Organisation der "Chums of Chance" gebildet hatten, weil sie zu der Erkenntnis gelangt waren, dass es stets einen Bedarf an Blockadebrechern geben würde, weil der moderne Staat zu seinem Überleben einen permanenten Belagerungszustand benötigte:

maintaining a condition of permanent siege — through the systematic encirclement of populations, the starvation of bodies and spirits, the relentless degradation of civility until citizen was turned against citizen, even to the point of committing atrocities (…). When the Sieges ended, these balloonists chose to fly on, free now of the political delusions that reigned more than ever on the ground (…) proceeding as if under a world–wide, never–ending state of siege.
(ATD 19,32–39)

Auffallend ist der erschreckend aktuelle Bezug dieser Zeilen, wenn man sich Begriffe wie den "Krieg gegen den Terror" sowie die "Festung Europa" vor Augen führt. Ich bezweifle allerdings, dass es Pynchon darum vordergründig geht. Wir erfahren vielmehr bereits zu Beginn des Romans von einer neuerlichen Version von Pynchons Grundthema, des "Eindringens einer fremden Welt in unsere Welt" (Douglas Fowler). Die "Freunde der Fährnis" müssen erfahren, dass "da draußen" anscheinend etwas Unerklärliches ist, das die Luftschiffer ins Visier genommen hat:

"Nowadays," Penny said "they’ll fly whenever they’re needed, far above fortress walls and national boundaries, running blockades, feeding the hungry, sheltering the sick and persecuted . . . so of course they make enemies everyplace they go, they got fired at from the ground, all the time. But this was different (…) and it was just the queerest thing. Nobody saw any projectiles, but there was . . . a kind of force . . . energy we could feel, directed personally at us. . . ."
"Somebody out there," Zip said solemnly. "Empty space, but inhabited."

(ATD 20,1–8)

Was "da draußen" ist, werden wir wohl nicht erfahren, denn das Geheimnis, einmal enthüllt, ließe sich dann nicht weiter dazu verwenden, Spannung zu erzeugen. Wenn aber der (nur für uns?) leere Raum "da draußen" bewohnt ist, dann kann das nicht in den drei Dimensionen der Fall sein, in denen wir für gewöhnlich unsere Behausungen errichten. Man fragt sich, was für bewohnte Dimensionen das sein mögen, die wir nicht kennen, und wer es ist, der dort lebt.

Literatur
Douglas Fowler, "A Reader’s Guide to Gravity’s Rainbow," Ann Arbor, Michigan, 1980.
Rainer Maria Rilke, "Duineser Elegien, Die Sonette an Orpheus", Suhrkamp, Ffm. 1996.

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