J. D. Salinger – Werke

Der Fänger im Roggen Neun Erzählungen Franny und Zooey
Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt
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Der Fänger im Roggen

Wohl dem, der in den sechziger oder siebziger Jahren einen älteren Freund hatte, der einem den Fänger auslieh, schenkte oder empfahl. Das Buch hatte eine phänomenale Wirkung auf die rebellische 68er-Jugend, weil es die Verlogenheit der spießbürgerlichen amerikanischen Gesellschaft offenlegte. Es ist einer der gemeinsamen Nenner der Hippie-Generation und des jugendpolitischen Widerstandes gegen den Vietnamkrieg. Der Traum Holden Caulfields wurde zum Traum einer ganzen Generation von einer Welt ohne Krieg – einer Generation, die gerade zum Töten und Sterben in den Reisfeldern Vietnams abkommandiert wurde.

Hermann Hesse war vom Mann im Roggen begeistert und verdankt dem Roman, wie er sagt, ein tieferes Verständnis für einige Briefe von jungen amerikanischen Lesern seines Steppenwolf:

„Ob man diesen Roman als Individualgeschichte eines halberwachsenen schwierigen Knaben, ob man ihn als Sinnbild für ein ganzes Land und Volk lese, man wird vom Dichter den schönen Weg von der Befremdung zum Verstehen, vom Ekel zur Liebe geführt. In einer problemtischen Welt und Zeit kann Dichtung nichts Höheres erreichen”
(Hesse, Gesammelte Werke 12, Schriften zur Literatur II, Edition Suhrkamp, Frankfurt/M 1970, p. 566-67)
Schon Hesse viel die „künstlich rauhe, künstlich forsche Sprache, jedes zehnte Wort ist ein Fluch (…)” des Fängers auf. Die Technik, die Salinger hier verwendet, nennt David Lodge «Skaz», eine auf den russischen Formalismus zurückgehende Erzähltechnik
„(…) in der ersten Person, für die eher das gesprochene als das geschriebene Wort charakteristisch ist. (…) Salinger, der als unsichtbarer Bauchredner durch Holden zu uns spricht, muß alles, was er über Leben und Tod und höhere Werte zu sagen hat, den Einschränkungen der saloppen Umgangssprache eines Siebzehnjährigen aus New York unterwerfen, unter Verzicht auf poetische Metaphern, periodische Kadenzen und jegliche Art von gepflegtem Stil.”
(Lodge, München 1993, p. 33 u. 36)
Es ist dieser Stil, diese kunstvoll ungekünstelte Sprache, die den Reiz und den Erfolg des Fängers ausmacht, und Lodge weist auch richtig darauf hin, daß es dieser Aspekt ist, der Salinger besonders gut gelungen ist und der, so möchte ich hinzufügen, für den überaus großen Erfolg des Romans verantwortlich ist.

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Neun Erzählungen

Carolyn Hack nennt in ihrem Papier Applauding Adulthood: An Essay on Three of Salinger’s Nine Stories das Hauptthema dieser zum Teil meisterhaften Kurzgeschichten: der unwiederbringliche Verlust der jugendlichen Unschuld und die Schmerzen des Erwachsenwerdens.
In Ein perfekter Tag für Bananenfisch wird der Leser am Ende der Geschichte Zeuge des Selbstmordes des ältesten der Glass-Kinder in einem Hotel in Florida. Die Selbstaufspaltung Salingers in die sieben Kinder der jüdischen-irischen Familie Glass, deren Eltern Les und Bessie ihren Lebensunterhalt als Unterhaltungskünstler verdienten, war sicherlich eine Methode Salingers, mit den eigenen psychologischen Problemen fertig zu werden, die er aus dem Krieg zurückbehalten hatte. Es ist vielleicht gar nicht so vermessen anzunehmen, daß der Selbstmord der Figur Seymour Glass in der ersten Folge der kleinen, fragmentarischen Familiensaga den Autor (und vielleicht auch den einen oder anderen Leser) eventuell von einem ähnlichen Schritt abgehalten hat.

In Für Esmé mit Liebe und Unrat erzählt Salinger ziemlich autobiographisch von einer Begegnung eines amerikanischen Soldaten mit einem jungen englischen Mädchen kurz vor dem Juni 1944. Der gut gemeinte Wunsch des Mädchens, der Ich-Erzähler möge psychologisch intakt aus dem Krieg zurückkehren, hat sich nicht erfüllt. Salinger hat in dieser Geschichte seinen Aufenthalt und seine Funktion während des Krieges in Devon im Jahr 1944 verarbeitet.

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Franny und Zooey

Wer hätte nicht schon einmal einen Novembermorgen in der Badewanne verbracht, dieses schmale Büchlein auf den Knien balancierend, in der Hoffnung, Neues von der Familie Glass zu erfahren. Und in der Tat sind diese beiden Novellen sehr aufschlußreich, was die Familiengeschichte und Schicksale der Wunderkinder Franny und Zooey, Seymour, Buddy, Boo Boo sowie der Zwillinge Walt und Waker angeht.

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Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt

Die Maßnahme, Seymour Glass, das älteste der Glass-Kinder, bereits in der ersten der Neun Geschichten, Ein perfekter Tag für Bananenfisch, sterben zu lassen, eröffnete dem Autor die Möglichkeit, ihm eine Omnipräsenz in allen Glass-Geschichten zu verleihen und ihn zudem, wie im übrigen die anderen Geschwister auch, im shakespearschen Sinne wie Banquos Geist auftreten lassen zu können, wie er selber Buddy, den Erzähler der Zooey-Geschichte sowie dieses Bandes, in einer Fußnote einräumen läßt.

Buddys merkwürdige Erlebnisse mit der Verwandtschaft Muriels im Vorfeld der Trauung in der ersten der beiden Geschichten dieses Bandes tragen in erheblichem Maß zur Erhellung der familiären Verhältnisse bei, während uns der Autor in der zweiten Geschichte ein hinreichend gutes Motiv liefert, ihn zu zitieren, was er ja eigentlich nicht mag.

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Sekundärliteratur bei Amazon.de David Lodge bei amazon.de The Art of Fiction

Der Fänger im Roggen Neun Erzählungen Franny und Zooey
Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt
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© Otto Sell – Monday, October 23, 2000
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