William Gaddis (1922-1998)

Was haben Religion und Kultur, Geld, Macht und Gesetze mit der Fälschung der Welt zu tun und was tun sie uns an?

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Biographie und Werkgeschichte

William Gaddis, der oft mit James Joyce, Herman Melville, Malcolm Lowry und Thomas Pynchon verglichen wird, verfügt wie letzterer über eine kleine, aber fanatische Fangemeinde und hat mit seinen fünf veröffentlichten Romanen eigentlich ein überschaubares Werk hinterlassen. Er gilt als Bindeglied zwischen Joyces’ Modernismus und Pynchons Postmodernismus.

Dennoch gehört er zu den am meisten „übersehenen” Autoren Amerikas und ist doch ohne jeden Zweifel einer der großen Schriftsteller des nunmehr vergangenen Jahrhunderts. Den Unterschied zu erfolgreichen Massenautoren hat er selbst einmal so ausgedrückt, daß jene eben «Bücher», er aber «Literatur» schreibe. Für einen Schriftsteller, von dem ein Roman, wie es ein anderer Kritiker einmal ausdrückte, die gesamte literarische Halbjahresproduktion ersetzt, ist das ein durchaus angemessenes und erträgliches Maß an Arroganz.

Geboren wurde William Gaddis am 29. Dezember 1922 in Manhattan als einziges Kind seiner Eltern, die sich scheiden ließen, als er drei Jahre alt war. Er starb am 16.12.1998 in East Hampton, NY.

Der kleine William lebte mit seiner Mutter in Massapequa, Long Island, NY, besuchte aber wegen der Berufstätigkeit seiner Mutter in Berlin (Connecticut) die Grundschule. Seinen High-School Abschluß machte er in Massapequa. Vom Militärdienst war er wegen einer Nieren-Fehlfunktion befreit.

1941 begann er ein Literaturstudium in Harvard. Er wurde Mitherausgeber des Lampoon, einer satirischen Studentenzeitschrift in Harvard, zu der er Stories, Gedichte und Kritiken beisteuerte.

In seinem vierten Jahr an der Universität flog er von der Universität, weil er mit der Polizei Ärger bekommen hatte. Louis Auchincloss schreibt dazu in der New York Times:

In his senior year, Gaddis and a drinking companion were asked to resign from the college following a fracas with the Cambridge police, an event perhaps anticipated by one of his Lampoon poems, in the style of Tennyson’s “Locksley Hall”:
I’ll escape the alma mater,
Rise above the madding throng;
Join a band of vulgar gypsies
And make my sordid song.

(Recognizing Gaddis)

Die folgenden zwei Jahre verbrachte Gaddis in Greenwich Village. Er begann, als «fact checker» für den New Yorker zu arbeiten und pflegte regen Kontakt zu Allan Ginsberg, Jack Kerouac und anderen Beat-Autoren. Er reiste (wie wohl die meisten Beats) nach Mexico und Zentralamerika (nahm in Costa Rica sogar an einem kurzen „Bürgerkrieg” auf Seiten der Rebellen teil) und bereiste vom Herbst 1948 an für zwei Jahre Spanien, studierte Kunst- und Kirchengeschichte und sammelte das Material für seinen Roman The Recognitions, an dem er während dieser Zeit schon schrieb. 1950 kam er in Paris an, und nach einer kurzen Nordafrikareise 1951 kehrte er 1952 nach New York zurück, wo es ihm ein Vorschuß seines Verlegers ermöglichte, den Roman zu beenden.

The Recognitions erschien 1955 und erhielt anfangs keine besonders guten Kritiken. Abgesehen davon, daß der Text vielen Berufskritikern zu lang war, schien der allgemeine Tenor zu sein, daß sich Gaddis an einem Meisterwerk versucht habe, für das sein Können jedoch nicht ausreichend gewesen sei. In der Tat wurde der junge Gaddis durch die vernichtenden Kritiken schwer getroffen. Später gab er im Interview zu, daß es ihn in seinem jugendlichen Enthusiasmus nicht überrascht hätte, wenn er für den Roman auf Anhieb den Literaturnobelpreis erhalten hätte.

Kurz nach der Veröffentlichung heiratete er Pat Black, die Mutter seiner beiden Kinder Sarah and Matthew, die in den nächsten drei Jahren geboren wurden.

Vom Verkauf des Romans konnte Gaddis mit seiner Familie nicht leben und so war er gezwungen, für die Wirtschaft zu schreiben. Von 1957 bis 1961 arbeitete er für den Pfizer-Pharmakonzern, im Anschluß daran bis 1964 für die US-Army, für die er Dokumentarfilme bearbeitete. Wegen des Vietnamkrieges gab er diesen Job auf und arbeitete in der Folgezeit u.a. für Eastman Kodak.

1967 ließen seine Frau und er sich scheiden, und auch eine zweite Ehe mit Judith Thompson endete so knapp zehn Jahre später, was Gaddis auf die Schwierigkeiten zurückführte, sich um seinen Lebensunterhalt kümmern zu müssen, während er dabei war, zwei große Romane zu verfassen. Er räumte selbst ein, daß man es im Zusammenleben mit ihm wohl nur schwer aushalten könne.

Seine letzte Partnerin war Muriel Oxenberg Murphy. Sein Sohn Matthew arbeitet in New York beim Film, seine Tochter Sarah in Paris als Schriftstellerin.

Gaddis’ zweiter Roman JR (1975) wurde von der Kritik sehr positiv aufgenommen, er selbst mit Swift verglichen. Der Roman erhielt den National Book Award, was sich jedoch nicht unbedingt in den Verkaufszahlen niederschlug. Auch der folgende Roman, Carpenter’s Gothic (1985) sowie sein letzter, zu seinen Lebzeiten erschienener Roman A Frolic of His Own (1994) kamen bei der Kritik erheblich besser an, Gaddis nun endlich der ihm gebührende Rang unter den großen Schriftstellern Amerikas zuerkannt:
"Gerechtigkeit? Gerechtigkeit gibt’s im Jenseits. Hier auf Erden gibt’s das Recht."

Sein letzter Roman Agapé Agape (Das mechanische Klavier) wurde für den Herbst 2001 angekündigt und ist mittlerweile erschienen. Er ist, so der Kritiker Joseph Tabbi in seinem Nachwort, "Gaddis’ Schwanengesang," sein konzentriertester Text, in dem er es wagt, den Leser direkt anzusprechen.

The Recognitions JR Carpenter's Gothic A Frolic of His Own
Die Fälschung der Welt JR Die Erlöser Letzte Instanz
Das mechanische Klavier Agapē Agape

Die Fälschung der Welt – Inhaltsverzeichnis und Seitenzahlen der deutschen Ausgabe.

JR ReviewJR Scene Guide

William Gaddis Weblinks – a list of the best Gaddis-weblinks.

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