William Gaddis — JR Scene Guide

Seitenzahlen: Goldmann, München, September 2001
Die zweite Angabe bezieht sich auf die Originalausgabe,
New York: Penguin, 1993
Annotated Scene Guide by Steven Moore

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Widmung: for Matthew

“Once more unto the breach, dear friend, once more”
das einleitende Zitat ist aus Shakespeares Henry V.

Szene 1: 7.1-27.25 – 3.1-17.32
Im Hause der Basts in der Nähe von Massapequa auf Long Island. Anne und Julia Bast, die sich beinahe noch an den Bürgerkrieg erinnern können, haben Besuch von Rechtsanwalt Coen, der vorgibt, irgendwelche Eigentums- und Erbschaftsangelegenheiten bezüglich des Neffen der alten Damen, Edward, besprechen zu müssen. Dieser verläßt jedoch unbemerkt das Haus.

Überleitung: 27.26-28.22 – 17.33-18.7
Coens rasante Autofahrt, zum Teil hier zitiert.

Szene 2: 28.22-30.27 – 18.7-19.35
Direktor Whiteback, der zugleich Schul- und Bankdirektor ist, spricht mit der Lehrerin Amy Joubert (geborene Moncrieff) vor der Bank. Sie treffen den Fahrlehrer der Schule, Coach Vogel, der mit seinem Chef scherzt, er habe dessen Bank ausgeraubt, sowie Edward Bast, der von Whiteback in das Gespräch, das er mit Amy führt, einbezogen wird. Wegen des Platzmangels an der Schule kommt es zu der Situation, daß Bast eine Aufführung von Wagners Ring der Nibelungen im Jüdischen Tempel proben muß, weil Coach Vogel die Cafeteria für den Fahrunterricht braucht; eine Ansammlung von Absurditäten, die damit beginnt, daß man den Ring mit Grundschülern probt.

Whiteback kommt nochmals auf Vogels Scherz zurück, als er die Papiertüte bemerkt, in der Amy das von ihrer Klasse gesammelt Geld verwahrt, mit dem diese anläßlich eines Besuchs an der New Yorker Börse Aktien kaufen will, um zu lernen, „wie unser System funktioniert” (29.14-15). Bast wird von einem behinderten Kind erschreckt und stößt Amy an, die daraufhin die Papiertüte fallen läßt. Bast hilft beim Aufsammeln und Whiteback bittet ihn, die Tüte mit den 24$ und 63 Cent später zur Schule mitzubringen.

Überleitung: 30.27-31.12 – 19.35-38
Whiteback und Amy fahren zur Schule, wo der Physiklehrer Jack Gibbs ihre Ankunft vom Fenster des Klassenzimmers aus beobachtet, wo er gerade unterrichtet. Das in Lettern, die aus dem Griechischen zu sein scheinen, über dem Schuleingang eingravierte Motto der Schule ist in Wirklichkeit eine Verballhornung der einen Hälfte des Marx’schen Mottos „Jedem nach seinen Bedürfnissen” aus seiner Kritik des Gothaer Programms.

Szene 3: 31.12-33.16 – 19.38-21.30
Mr. Gall von der „Stiftung” (58.17) filmt den Schuleingang und das Motto, beobachtet von Mr. Gibbs, während er versucht, seine Schülern die Entropie, das Zweite Gesetz der Thermodynamik zu erläutern:

„Mit anderen Worten: ihr denkt wahrscheinlich, die Organisation von Wissen sei stets ein immanenter Bestandteil jenes Wissens selbst, wohingegen Unordnung und Chaos entweder als unmaßgeblich oder sogar als bedrohlich zu betrachten seien. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ordnung ist lediglich ein dünner, gefährdeter Zustand, den wir der grundsätzlichen Wirklichkeit des Chaos überstülpen …”
(32.20-25)

Gaddis’ Quelle für den Namen Gibbs sowie zur Entropie ist Norbert Wiener (The Human Use of Human Beings: Cybernetics and Society) und geht auf den amerikanischen Physiker Josiah Willard Gibbs (1839-1903) zurück.

Was Gaddis hier macht, ist die Umkehrung der Pole der binären Opposition von Ordnung und Unordnung. Die Hierarchie wird umgekehrt; der Pol, dem gemeinhin der höhere Wert zugemessen wird (Ordnung) ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme und der Pol, der als der negative angesehen wird (Entropie, Unordnung) ist in Wirklichkeit die natürliche „Zustand” der Dinge. Die Unordnung ist die wirkliche Ordnung der Dinge.

Es ist interessant, daß Gaddis diese „Lehre” in einer Schulszene vermittelt, denn natürlich bedeuten Gibbs’ Worte, daß die Schule ihren grundsätzlichen Sinn verliert, wenn der in der Schule zentrale Begriff der Ordnung dekonstruiert wird. Mich erinnert die Stelle an den ersten Metalog, mit dem Gregory Bateson seine Ökologie des Geistes beginnt: “Warum kommen die Sachen durcheinander?” (Bateson pp. 32-44)

Überleitung: 33.16-34.17 –21.30-22.6

Literatur

Gregory Bateson: Ökologie des Geistes. Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven, Suhrkamp, Frankfurt 1985

William Gaddis Hauptseite – Bio- und Bibliographie

Die Fälschung der Welt – Inhaltsverzeichnis und Seitenzahlen der deutschen Ausgabe.

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